EINE HERRNHUTERIN IM HIMALAYA / VORTRAG
23. JUNI 2017

Ein nichtalltäglicher Lebensweg im 19. Jahrhundert – von Surinam bis West-Himalaya. Ein Vortrag anlässlich des 100. Todesjahres von Maria Heyde (1837-1917) in der Remise.

Die Schwesternhäuser in Kleinwelka waren und sind eng mit dem Leben der jungen Maria und darüber hinaus verbunden, wie die jüngste Ausstellung zeigt. Auf den wenigen erhalten gebliebenen Fotos und in ihren vielen Texten (Tagebuchaufzeichnungen, Briefe) wirkt sie unscheinbar bescheiden und in ihrer versammelten Präsenz konzentriert wie gegenwärtig. Eine im Äußeren schlichte Frau entpuppt sich beim näheren Betrachten – wie so oft – als eine schreibende Mutter und Ehefrau, die Herausforderungen mit Sanftmut und Resilienz begegnete. Überführt man ihre Umstände in das Hier und Jetzt, dann würden wir vielleicht in eine posttraumatische Lebensstarre gebracht. Würden wir am eigenen Leib erleben, früh von den Eltern getrennt in der Fremde aufzuwachsen, an jemanden Unbekannten am anderen Ende der Erde verheiratet zu werden, die Mehrzahl an eigenen Kindern früh zu verlieren und die verbliebenen im Schulalter um die halbe Welt für ihre Ausbildung zu entsenden, wie stünde es dann um uns und die angehäuften Persönlichkeitsmerkmale? Auf Maria Elisabeth Heyde, geborene Hartmann, kommt in diesem Jahr das 100. Todesjahr, was uns Anlass geben kann, über diesen Teil unserer Geschichte, die Geschichte von christlichen Missionen und entwicklungshilfeähnlichen Vorbildwirkungen, kenntnisgewinnend und kritisch zu reflektieren. Nur zu oft holt einen die Vergangenheit ein und alle Distanz an Raum und Zeit sind präsenter denn je, blickt man auf die vielen individuellen Schicksale, die uns ferne Kriegsherde zuspielen. Es bewahrheitet sich auch für die Geschichte, was in der Welt des Theaters als gesetzt gilt: tua res agitur, es handelt sich um Deine Sache!

Im Vortrag wird das Engagement der Herrnhuter Brüdergemeine im West-Himalaya Raum im Allgemeinen thematisiert und das Familienleben über die Aufzeichnungen von Maria Heyde im Besonderen.

siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Heyde

Der Vortragende
Frank Seeliger lernte in der Nachwendezeit die Oberlausitz u.a. über eine Anstellung im Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen und den Besuch Völkerkundemuseums in Herrnhut kennen, bevor er Ethnologie studierte und sich seit dem Milleniumswechsel, zunächst zur Promotion, der Ethnohistorie des Westhimalaya-Raumes zuwandte. Seit 2001 leitet er einen in Ulm beheimateten Arbeitskreis (siehe https://hhm.forschendes-lernen.de/), der sich mit den schriftlichen Hinterlassenschaften Maria Heydes beschäftigt. Dieses Projekt soll in diesem Jahr mit der Herausgabe einer Festschrift zu Maria Heyde anlässlich ihres 100. Todesjahres beim Herrnhuter Verlag (Beiheft von Unitas Fratrum – Zeitschrift für Geschichte und Gegenwartsfragen der Brüdergemeine) abgeschlossen werden.

Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

Maria Heyde / Vortrag
Zeit: Freitag, 23. Juni – 20 Uhr
Ort: Remise in den Schwesternhäusern
Zinzendorfplatz 7
02625 Bautzen OT Kleinwelka

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