Kleinwelka in der Oberlausitz
Aus der Geschichte
Kleinwelka / Mały Wjelkow wurde 1345 das erste Mal urkundlich als „de Welkowe“ erwähnt. Der Ort ist eine sorbische Gründung und wurde als erweiterter Rundweiler angelegt. 1519 fand der Ort als „Manns-Lehngut cleine Wilke“ Erwähnung. 1626 kommt es zum Bau eines neuen Rittergutes. Dieses Gut wechselte mehrmals den Besitzer und gelangte 1746 in den Besitz des Sorben Matthäus Lange (Matej Dołhi).
Matthäus Lange, der der Herrnhuter Brüdergemeine – gegründet durch Graf von Zinzendorf – nahestand, gab der in der Mitte des 18. Jahrhunderts entstandenen Erweckungsbewegung der Sorben 1751 auf seinem Schloss in Kleinwelka einen Begegnungs- und Versammlungsort sowie Heimstatt nach Herrnhuter Vorbild. Zunächst dachte er nicht an eine Koloniegründung. Da aber durch den reichlichen Zustrom an Teilnehmern zu den Gottesdiensten das Schloss nicht mehr genügend Platz bot, war es notwendig, sieben Jahre später, 1757 einen neuen Versammlungsort zu errichten.
Mit dem Bau des Kirchsaals und weiterer Gebäude begann man einen Plan für den neuen Ort der Kolonie Kleinwelka zu entwerfen. Es sollte ein Ort nach dem Vorbild ähnlich wie Herrnhut und Niesky entstehen. Graf von Zinzendorf, der das Projekt begleitete, gab dem entstehenden Ort einen eigenen Namen und nannte ihn „Wendisch-Niska“. Dieser Name hat sich aber nur einige Jahre bis 1767 erhalten. In den folgenden Jahren begann eine rege Bautätigkeit. Nach dem Bau des Kirchsaals wurden neben einigen Wohngebäuden wichtige Häuser wie das Brüderhaus (1764), das Schwesternhaus (1770), das erste Haus der Knabenanstalt (1778) und das Diasporahaus (1778) sowie das erste Haus der Mädchenanstalt (1781) usw. errichtet. 1799 zählte Kleinwelka Kolonie als eigenständiger Ort und Brüdergemeine bereits 433 Bewohner.
Eine wichtige Rolle über 150 Jahre spielte in Kleinwelka ab 1778 die Knaben- und Mädchenanstalt für Kinder. An dieser Lehranstalt, einem wichtigen Bildungszentrum der Oberlausitz, erhielten hauptsächlich Missionskinder von Missionaren der Herrnhuter Kolonien aus Afrika, Asien, Amerika sowie Europa über mehrere Jahre ihre schulische Ausbildung, bis sie in die höheren Klassen an das Herrnhuter Pädagogium in Niesky wechselten.
Die Kolonie Kleinwelka geriet seit der Gründung, auf Grund des Herrnhuter Prinzips der wirtschaftlichen Eigenregie, immer wieder in Konflikt mit der Bautzener Bürgerschaft. Der Handel durfte nur konkurrenzlos für die Bautzener gestaltet werden. Selbst Graf von Zinzendorf befürchtete derartige Probleme mit der Ansiedlung der Brüdergemeine in der Bautzener Region. Erst 1795 erhielt die Kolonie Privilegien von Bautzen für einige gewerbliche Tätigkeiten. Doch schon damals konnte sich konkurrenzlos der Kupferschmied Friedrich Gruhl mit seiner später berühmten Glockengießerei durchsetzen.
1864 erhielt Kleinwelka eine Postexpedition und etwas später eine Poststation. Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Bautzen–Königswartha am 2. Dezember 1890 verbesserten sich die Verkehrsverhältnisse für die Bewohner. Durch die geschaffene Infrastruktur siedelten in Kleinwelka einige Betriebe an. So gründete ein Kirschauer Fabrikant am Bahnhof eine Baumwollspinnerei, die später in eine Lumpenreißerei umgewandelt wurde. 1912 wurde ein Lager der sächsischen Armeeverwaltung eingerichtet. Dessen Wasserleitung versorgte bis zum Bau einer dorfeigenen Kleinwelka mit Trinkwasser. Und bis heute wird in einer Produktionsstätte am Ortsrand von Kleinwelka deutschlandweit bekannte Bautz’ner Senf hergestellt.
Nach 1918 ließ der Zuspruch der bis dahin sehr gefragten Bildungsanstalt langsam nach. In nationalsozialistischer Zeit 1942 wurde die nichtstaatliche Schule geschlossen.
Ein Schulstandort wurde Kleinwelka erst wieder von 1952-59 durch den Umzug der 1946 in Radibor gegründeten Neulehrerschule, später Sorbisches Institut für Lehrerbildung. Zur selben Zeit wurde auch die bis dahin in Bautzen befindende zwölfklassige sorbische Oberschule in Kleinwelka angesiedelt.
1999 wurde die Gemeinde Kleinwelka nach Bautzen eingemeindet.
Fast alle durch die Herrnhuter Gemeine Kleinwelka gebauten Gebäude haben in den letzten Jahren eine andere inhaltliche Ausrichtung erhalten.
Ab 1981 begann eine andere erfolgreiche Geschichte in Kleinwelka. Der Künstler Franz Gruß aus Großwelka hat im Auftrag der Gemeinde Kleinwelka seinen sich auf privatem Grundstück befindenden Saurierpark auf das angrenzende gemeindeeigene Parkgrundstück von Kleinwelka ausgeweitet. Damit begann der Ausbau zum größten Saurierpark Deutschlands. Außerdem befindet sich vor Ort der größte Irrgarten Deutschlands. In der Öffnungssaison von April bis Oktober besuchen das Freizeitparkensemble ca. 250.000 Besucher pro Jahr, Tendenz steigend.
Für die hier befindlichen Informationen zu Kleinwelka bei Bautzen, Oberlausitz, kann keine Gewähr übernommen werden. Als Quelle diente vor allem folgendes Büchlein:
Führer durch Kleinwelka und Ortsteile, K. Balcke und W. Fried
Sonderbeitrag zum „Welke“, Gruß aus dem Knabenschulheim
1942, Druck von Gustav Winter, Herrnhut OL.
Über Hinweise, Erinnerungen zur Geschichte der Schwesternhäuser ebenso wie über Zeitzeugen der jüngeren Geschichte freut sich der Initiator der Wiederbelebung der Schwesternhäuser Kleinwelka sehr: